Hygiene-News Mai 2018

1. Hygiene-Tipp: Hygienisch korrekte Blutentnahme

Der aktuelle Hygiene-Tipp des Berufsverbands Deutscher Chirurgen (BDC) beschäftigt sich mit der hygienisch korrekten Durchführung der venösen Blutentnahme. Dabei greifen die bekannten Krankenhaushygieniker Popp und Zastrow u.a. die Besonderheiten bei Anlage einer peripheren Venenverweilkanüle sowie die Notwendigkeit einer sicheren Aufbereitung der Blutentnahmetabletts auf.

Die Autoren weisen u.a. auf folgende wesentliche Aspekte hin:

  • Um Schmerzen durch eindringenden Alkohol zu vermeiden, sollte das zu punktierende Hautareal nach erfolgter Desinfektion unbedingt vollständig abgetrocknet sein. Sofern das spontane Abtrocknen des Antiseptikums nicht abgewartet werden kann, sei ein Nachwischen mit einem keimarmen Tupfer, nach Abwarten der Einwirkzeit von meist 15 Sekunden, möglich. Bei Anlage einer peripheren Venenverweilkanüle solle das etwaige Nachwischen nach der Desinfektion mit sterilen Tupfern durchgeführt werden.
  • Nach erfolgter Desinfektion darf die Punktionsstelle nicht erneut palpiert werden.
  • Unter Berücksichtigung des Arbeitsschutzes sind während der Blutentnahme unsterile Handschuhe zu tragen. Eine Weiterbenutzung und zwischenzeitliche Desinfektion der Handschuhe sei nur möglich, wenn die Handschuhe als desinfektionsmittelbeständig deklariert sind und keine sichtbaren Kontaminationen aufweisen. Die Autoren empfehlen aber aufgrund des hohen Fehlerpotentials bei der Handschuhdesinfektion die Handschuhe nach jedem Patienten zu wechseln.

Weiterführender Link:
https://www.bdc.de/hygiene-tipp-hygienisch-korrekte-blutentnahme/?parent_cat

2. Köln meldet größten Masernausbruch seit 16 Jahren

Das Gesundheitsamt der Stadt Köln vermeldet mit aktuell bereits 67 Fällen den größten Masernausbruch seit 16 Jahren. Die Altersspanne der Erkrankten reiche vom Säuglings- bis zum Seniorenalter. Auch die umliegenden Regionen wie die Stadt Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis vermelden erhöhte Infektionszahlen. Der ÖGD empfiehlt den eigenen Impfstatus zu überprüfen.

Laut Prof. Dr. Gerhard Wiesmüller, Leiter für Infektions- und Umwelthygiene des Kölner Gesundheitsamts, ist die Mehrzahl der Erkrankten zwischen 20 und 25 Jahre alt – dies sei auf die niedrige Impfquote in diesen Jahrgängen zurückzuführen. In Bonn sind derzeit 10 Personen erkrankt, im Hinblick auf die Situation in Köln beobachtet die Stadt Bonn die Entwicklung jedoch aufmerksam. Auch der benachbarte Rhein-Sieg-Kreis vermeldet einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen im Vergleich zu den Vorjahren.

Weiterführender Link:
http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/koeln-und-rheinland/F%C3%A4lle-von-Masern-in-K%C3%B6ln-nehmen-drastisch-zu-article3860623.html

3. RKI zieht Bilanz zu Influenzasaison: 1.665 Tote

Die diesjährige Grippesaison ist nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) im Vergleich zu den Vorjahren ungewöhnlich stark verlaufen.

Zwischen Dezember und April sind insgesamt 333.567 Influenzafälle an das RKI gemeldet worden, davon 1.665 mit letalem Ausgang. Auch die individuellen Krankheitsverläufe stellten sich ungewohnt stark dar, sodass ein Fünftel der betroffenen Patienten stationär behandelt werden musste. Das RKI vermutetet zudem eine hohe Dunkelziffer an nicht gemeldeten, weil nicht nachgewiesenen Infektionen.

Weiterführender Link:
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/influenza_grippe/article/964518/grippewelle-2018-1600-tote-durch-influenza.html?sh=5&h=-924139439

4. Skabies: Änderungen an Meldepflicht und Erstattungsoptionen?

In einer Veröffentlichung des Deutschen Ärzteblatts nimmt der Oranienburger Amtsarzt Christian Schulze Stellung zur aktuellen epidemiologischen Situation der Skabieserkrankungen in Deutschland. Neben der Forderung nach einer generellen Meldepflicht in Bezug auf Skabies fordert er auch eine bundeseinheitliche Regelung zur Übernahme der Behandlungskosten bei engen, nicht erkrankten Bezugspersonen.

Bis zur Novellierung der gesetzlichen Meldepflichten nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) im Jahre 2017 unterlagen lediglich Skabiesausbrüche in Gemeinschaftseinrichtungen der gesetzlichen Meldepflicht. Mit der Novellierung wurde zwar jeder Fall von Skabies meldepflichtig, sofern sich der Betroffene in einer Gemeinschaftseinrichtung aufhält, jedoch sieht der Autor eine generelle Meldepflicht als erforderlich, um verlässliche epidemiologische Daten zu erhalten.

Schulze argumentiert zudem, dass die Forderung von AWMF und RKI, zur Verhinderung eines Pingpongeffekts alle engen Kontaktpersonen mit zu behandeln, zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) umsetzbar sei. Aktuell ist nur die Behandlung des Indexpatienten erstattungsfähig. Grundsätzlich besteht zwar die Möglichkeit diese Behandlungen durch den Infektionsschutzfonds der Gesundheitsämter/Länder abzurechnen, jedoch ist die Umsetzung dessen je nach Landkreis sehr unterschiedlich. Eine bundeseinheitliche Regelung wäre hier aus Sicht des Autors wünschenswert.

Weiterführender Link:
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=16&aid=198040&s=Hygiene

5. Zahnmedizin: DAHZ veröffentlicht Hygieneleitfaden

Der aktuelle Hygieneleitfaden des Deutschen Arbeitskreis für Hygiene in der Zahnmedizin (DAHZ) wurde erstmals in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Zahnmedizin der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) erarbeitet.

Der Leitfaden wird ausschließlich in digitaler Form veröffentlicht. Neben einer Lesefassung wird von den Autoren ein Dokument bereitgestellt, in dem die Änderungen zur vorherigen Auflage aufgezeigt sind. Ziel der DAHZ ist es, den Hygieneleitfaden einer Vielzahl von Praxen zugänglich zu machen und dort zu etablieren.

Weiterführende Links:
https://www.krankenhaushygiene.de/informationen/
http://dahz.org/hygieneleitfaden

6. Europa: Hohe Raten von Infekten auf der Intensivstation

Wie das European Centre for Disease Prevention and Control (EDCD) in seinem jährlichen Bericht zu nosokomialen Infektionen auf Intensivstationen (Annual epidemiological report for 2016) veröffentlicht hat, erlitten 2016 europaweit 8,4 Prozent der Patienten, die länger als zwei Tage auf einer Intensivstation (ICU) hospitalisiert wurden (insgesamt 12.735), eine nosokomiale Infektion.

Die häufigsten erfassten nosokomialen Infektionen auf Intensivstationen waren Pneumonien, die in 97 Prozent der Fälle intubationsassoziiert waren. Die am zweithäufigsten erfassten Infektionen waren Blutstrominfektionen (Bakteriämien), welche in knapp der Hälfte der untersuchten Fälle mit Gefäßkathetern assoziiert waren. Bei den untersuchten Harnwegsinfektionen konnte in 99 Prozent der Fälle ein Zusammenhang mit der Anlage eines transurethralen Harnwegskatheters ermittelt werden.

Als häufigste nosokomiale Infektionserreger traten Pseudomonas aeruginosa bei den Pneumonien, koagulase-negative Staphylokokken und bei den Harnwegsinfektionen
E. coli in Erscheinung. 30 Prozent der untersuchten S. aureus Isolate waren Methicillin-resistent (MRSA). Eine Carbapenemresistenz konnte bei 27 Prozent der untersuchten P. aeruginosa – ebenso wie bei 66 Prozent der A. baumanii Isolate detektiert werden.

Das ECDC betont, dass ein großer Anteil der nosokomialen Infektionen vermeidbar sei und will mit neuen Qualitätskriterien für Kontrollmaßnahmen die Surveillance stärken und durch verbesserte Kontrolle antimikrobieller Strategien die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen eindämmen.

Weiterführende Links
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/article/963361/europa-hohe-raten-infekten-intensivstation.html?sh=1&h=849384550
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=94988&s=multiresistente

7. Therapieoptionen bei Carbapenem-resistenten gramneg. Erregern

Das Deutsche Ärzteblatt veröffentlichte jüngst eine Studie zu alternativen Therapie-optionen bei multiresistenten gramnegativen Erregern (MRGN), die zunehmend vor allem in Südosteuropa Resistenzen gegenüber Carbapenemen aufzeigen.

Carbapeneme gelten bislang als Goldstandard zur systemischen antibiotischen Therapie schwerer Infektionen, die durch multiresistente gramnegative Erreger versursacht wurden. Das Auftreten von Carbapenemresistenzen und multiplen Co-Resistenzen, die die Therapieentscheidung maßgeblich erschweren, betrifft neben Enterobacteriaceae (u.a. K. pneumoniae, E. coli) auch Nonfermenter wie P. aeruginosa und A. baumannii.

Weiterführender Link:
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=16&aid=197929&s=Hygiene

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