Hygiene-News Juni 2017

1. KISS ändert Definitionen für nosokomiale Infektionen

Das Nationale Referenzzentrum (NRZ) hat die Falldefinitionen zur Surveillance im Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS) verändert.

Hintergrund der notwendigen Veränderung der Definitionen war die in den vergangenen Jahren mehrfache und teils in kurzen zeitlichen Abständen erfolgte Änderung der CDC-Definitionen in den USA. Um weiterhin einen internationalen Vergleich zu ermöglichen mussten die in den USA veränderten NHSN-Definitionen (ehemals CDC-Definitionen) für KISS geprüft werden.

Da keine CDC-Definitionen mehr zur Verfügung stehen und es sich bei den geprüften und an die deutsche Zielsetzung (interne Qualitätssicherung) angepasste NHSN-Definitionen nicht um eine reine Übersetzung handelt, werden die im Rahmen von KISS genutzten Falldefinitionen zum 01.01.2017 in KISS-Definitionen umbenannt.

Das RKI berichtet im epidemiologischen Bulletin (23/2017) ausführlich über die erfolgten Änderungen.

Weiterführende Links:
http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2017/23/Tabelle.html
Download: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2017/Ausgaben/23_17.pdf?__blob=publicationFile

2. Schulungsmaterial zu nosokomialen Infektionen und MRE

Der Fachbereich Nosokomiale Infektionen (NI) des BVMed stellt auf seinem Internetportal kostenlose Infomaterialien zur Umsetzung infektionspräventiver Maßnahmen zur Verfügung.

Die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Berliner Charité entwickelten Schulungs- und Informationsunterlagen setzen ihren Fokus auf das Wissen um die Übertragungswege multiresistenter Erreger und der daraus resultierenden notwendigen hygienischen Maßnahmen zur Prävention der Weiterverbreitung.

Die Inhalte stehen frei nutzbar zum Download zur Verfügung und sollen laut BVMed sukzessive ergänzt werden.

Weiterführende Links:
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=16&aid=191849&s=hygiene
http://www.krankenhausinfektionen.info/

3. Gesundheitsamt beprobt falschen Bach auf der Suche nach MRE

Wie die Frankfurter Neue Presse berichtet, hat das zuständige Gesundheitsamt Fehler bei den Umgebungsuntersuchungen zur Identifikation des Erregerreservoirs des multiresistenten Klebsiella pneumoniae Stammes eingeräumt.

Dieser durch einen Patienten eingeschleppte Stamm führte dazu, dass im Uniklinikum Frankfurt Teile der Intensivstation gesperrt werden mussten, nachdem es zu einer nosokomialen Übertragung bei insgesamt fünf Patienten gekommen war. Laut Ursel Heudorf, der zuständigen Behördenleiterin wurde der falsche Bach beprobt. Die Behörde wolle nun zeitnah eine erneute Beprobung am korrekten Fundort des Patienten durchführen.

Weiterführender Link:
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=76080&s=keime

4. Campylobacter: Anstieg durch unverarbeitete Lebensmittel

Gastrointestinale Infektionen, versursacht durch Salmonellen, sind in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland zurückgegangen, wohingegen Infektionen mit Campylobacter zugenommen haben

Den Rückgang der Salmonellosen führt die 25. Tagung der Amtstierärzte und Amtsärzte in Rostock auf eine bessere Hygiene in den Schlachthöfen und der Impfung des Geflügels zurück. Den Anstieg der Campylobacter-Infektionen sieht die Tagung im Trend zum Verzehr natürlicher Lebensmittel, wie beispielsweise Rohmilch, begründet.

Weiterführender Link:
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=76204&s=hygiene

5. Interne Resistenzstrategie bei Vivantes zeigt erste Erfolge

Die Berliner Vivantes-Kliniken konnten mit einer konzerneigenen Antibiotika-Resistenzstrategie die Antibiotika-Tagesdosen im vergangenen Jahr um sechs Prozent reduzieren.

Ziel der vom konzerneigenen Medizinmanagement gesteuerten Antibiotika-Strategie war es, den Verbrauch zu senken und weniger Antibiotika einzusetzen, die einen hohen Resistenzdruck erzeugen, wie Fluorchinolone und Cephalosporine der dritten Generation.

Bereits innerhalb eines Jahres wurden rund 10 Prozent weniger Cephalosporine der dritten Generation, sowie 2,5 Prozent weniger Fluorchinolone verordnet. Die Verabreichung von Schmalspektrum-Penicillinen stieg um 15 Prozent.

Weiterführender Link:
http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/arzneimittelpolitik/article/936773/antibiotika-vivantes-kaempft-resistenzen.html?sh=3&h=-290200270

6. Antibiotika: Verbesserte Verordnungspraxis

Die Techniker Krankenkasse berichtet in ihrem Gesundheitsreport 2017 über einen Rückgang der Antibiotikaverordnungen bei erkältungsbedingten Erkrankungen auf 27 Prozent von ehemals 38 Prozent im Jahre 2008. Hinsichtlich der aktuell brisanten und viel diskutierten Problematik der Resistenzentwicklung lohnt sich ein Blick auf die gelebte Verordnungspraxis.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sieht die Ergebnisse als Trendwende in die richtige Richtung, warnt jedoch weiterhin vor einem sorglosen Einsatz. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sieht nicht nur die Ärzte in der Pflicht, die nicht selten dem Drängen der Patienten nach einer Antibiotikaverordnung nachgeben. Sie fordert die Krankenkassen auf, ihre Mitglieder über Indikationen und den korrekten Gebrauch von Antibiotika aufzuklären.

Weiterführende Links:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/erkaeltungskrankheiten/article/937208/erkaeltungen-aerzte-verschreiben-weniger-antibiotika.html?sh=1&h=-817863142
http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/arzneimittelpolitik/article/937340/aufklaerung-infos-antibiotika.html?sh=1&h=1815200239

7. Vancomycin: Modifikation der Molekülstruktur erhöht Effektivität

Wissenschaftler rund um Dale Boger vom Scripps Research Institute in San Diego haben durch Modifikationen der Molekülstruktur die Effektivität des Reserveantibiotikums Vancomycin erhöht.

Zum Zeitpunkt des Aufkommens von MRSA war Vancomycin als erstes Glykopeptid-Antibiotikum die einzige wirksame Therapieoption. Da bei oraler Verabreichung keine Resorption stattfindet, eignet es sich auch zur Behandlung von gastrointestinalen Problemkeimen wie Clostridium difficile. Diese Eigenschaft in Kombination mit dem unkontrollierten Einsatz in der Viehzucht führte zur Entstehung weiterer Problemkeime, wie Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE) und Vancomycin-resistenten Staphylo-kokken (VRSA). Der Einsatz als Reserveantibiotikum wurde aus diesen Gründen in Frage gestellt.

Durch Änderungen der Molekülstruktur konnten neben einer verstärkten Wirkung auf die Zellwandsynthese auch eine vermehrte Permeabilität der Zellwand erreicht werden. Der Mechanismus der dreifachen Angriffsfläche könne laut den Autoren die Resistenzentwicklung erschweren, da sie die gleichzeitige Mutation verschiedener Gene voraussetzt.

Die Produktion der neuen Vancomycin-Variante ist sehr aufwendig und kostenintensiv, so dass mit einer zeitnahen Einführung nicht zu rechnen ist.

Weiterführender Link:
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=76078&s=mrsa

8. Wussten Sie schon, dass …

… in Niedersachsen ein speziell ausgestatteter Infektionsrettungswagen das Personal vor hoch virulenten Infektionen schützen soll?

Der im südniedersächsischen Katastrophenschutzzentrum Northeim stationierte, 160.000 Euro teure Infektionsrettungswagen verfügt über ein spezielles Zelt in dem ein permanenter Unterdruck herrscht. Dieses wird über die Patiententrage gespannt und bietet somit die Möglichkeit einer effektiven Prävention aerogener Erregertransmissionen. Zudem ist das Personal mit speziellen Schutzanzügen ausgestattet.

Die stetige Kommunikation zwischen Fahrerkabine und Patientenraum wird durch eine Wechselsprechanlage sowie eine Kamera gewährleistet.

Weiterführender Link:
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=76414&s=keime

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