Hygiene-News Juli 2019
1. Hygiene-Tipp: Bauchnabelpiercing als Infektionsquelle
Im aktuellen Hygiene-Tipp des Berufsverbands Deutscher Chirurgen (BDC) beziehen die Krankenhaushygieniker Zastrow und Adler Stellung zum Einfluss von Bauchnabelpiercings auf die präoperative Hautantiseptik und dem daraus resultierenden erhöhten postoperativen Infektionsrisiko.
Je nach anatomischer Konstitution des Patienten ist die Bauchnabelgrube oftmals tief eingezogen und meist nicht einsehbar. Das begünstigt die Ansammlung von Hautschuppen, Textilflusen und anderen Sekreten. Die ohnehin schon erschwerte Reinigung wird durch vorhandene Piercings in der Nabelregion noch erschwert bzw. vernachlässigt. Zudem wird im Rahmen einer Hautantiseptik der Fistelgang des Piercingkanals nicht immer sicher vollständig erreicht. Dies kann zu einer erheblichen Ein-schränkung der Wirksamkeit einer notwendigen präoperativen Hautantiseptik führen, die unbedingt gesondert zu berücksichtigen sei.
Laut den Autoren sei es notwendig, diese besonderen Eigenschaften bei der präoperativen Hautantiseptik gesondert zu berücksichtigen. Oftmals sei eine zusätzliche schonende und sorgfältige Reinigung der Nabelgrube bereits im Vorfeld der Operation erforderlich. Die Experten empfehlen folgende Vorgehensweise:
- Durchführung einer gründlichen, schonenden mechanischen Vorreinigung
- Atraumatisches Vorgehen, um Mikroläsionen der Nabelgrube zu verhindern
- Durchführung der präoperativen Hautantiseptik von Nabelgrund und Fistelgang unter Berücksichtigung einer verlängerten Einwirkzeit
Weiterführender Link:
https://www.bdc.de/hygiene-tipp-infektionsquelle-bauchnabel-piercing-im-visier/?parent_cat=252
2. P. aeruginosa: Ausbruch in Kölner Radiologiepraxis
Im Zeitraum von Januar bis März 2019 hatten sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft Köln in einer Kölner Radiologiepraxis im Rahmen einer computertomographisch (CT) gestützten invasiven Schmerztherapie insgesamt 29 Patienten mit dem nosokomialen Infektionserreger Pseudomonas aeruginosa infiziert.
Pseudomonas aeruginosa ist ein weitverbreiteter Boden- und Wasserkeim, der in feuchten Milieus vorkommt (u.a. in Oberflächengewässern, Leitungswasser, Waschbecken, Duschen, Toiletten). Aufgrund seines Stoffwechsels und seiner Zellmembranstruktur weist er Mehrfachresistenzen gegenüber diversen Antibiotika auf und gilt als bedeutender nosokomialer Infektionserreger.
Im Rahmen der durchgeführten Injektionen in den Spinalkanal hatten sich laut Angaben der Strafverfolgungsbehörden im genannten Zeitraum insgesamt 29 der behandelten Patienten mit dem Erreger infiziert. Ein 84-jähriger Patient verstarb im Verlauf an Multiorganversagen. Ob die Infektion ursächlich für den Tod des 84-Jährigen ist, sei derzeit noch nicht abschließend bewiesen.
„Die Umstände und der Umfang des Ausbruches sprechen dafür, dass in der betroffenen Praxis ein Hygieneproblem im Rahmen der angewendeten medizinischen Maßnahme aufgetreten ist“, vermutet Gerd Fätkenheuer, Leiter der Infektiologie der Uniklinik Köln und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI).
Die genaue Ursache des Ausbruchsgeschehens konnte noch nicht identifiziert werden.
Weiterführende Links:
https://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/praxismanagement/praxisfuehrung/article/990279/staatsanwaltschaft-ermittelt-radiologie-patienten-erreger-infiziert.html?sh=7&h=-1501183582
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=103823&s=hygiene
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/103121/Hygieneprobleme-koennten-Infektionen-mit-Pseudomonas-Erreger-in-Koelner-Praxis-verursacht-haben
3. Nanosilberbeschichtung reduziert Erregerlast auf Oberflächen
Ein Forscherteam des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) hat zusammen mit dem Unternehmen RAS AG Regensburg eine antimikrobiell wirksame Oberflächenbeschichtung entwickelt und getestet, die die Ausbreitung nosokomialer Infektionserreger reduzieren soll.
Die im Rahmen einer durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projektarbeit entwickelte eine antimikrobielle Beschichtung basierend auf Nanosilberpartikeln. Durch die Freisetzung von Silberionen, die in die Bakterien eindringen, können diese an der Fläche nicht anhaften und werden zudem abgetötet.
Im Zeitraum von August 2018 bis Januar 2019 wurde die Beschichtung bereits an stark frequentierten und besonders keimbelasteten Bereichen in der interdisziplinären Notaufnahme des UKR getestet. Besonders schwer zu reinigende Oberflächen wie Türgriffe, Schubladen, Mülleimerdeckel oder Tastaturen wurden mit dem antimikrobiellen Material versehen.
Die Forschungsergebnisse zeigten eine reduzierte Keimlast von etwa 50 Prozent auf den beschichteten Bereichen gegenüber den Vergleichsbereichen. Laut den Experten sei die Biozid-Beschichtung dermatologisch unbedenklich und man gehe von einer Wirksamkeit von mehr als 20 Jahren bei unbeschädigter Oberfläche aus.
Weiterführende Links:
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=104362&s=hygiene
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/article/991779/nosokomiale-infektionen-antimikrobielle-schicht-oberflaechen-entwickelt.html?sh=2&h=1637048513
4. NRZ: Bericht für gramnegative Krankenhauserreger veröffentlicht
Das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für gramnegative Krankenhauserreger hat jüngst seinen Jahresbericht zur epidemiologischen Lage in Deutschland für 2018 veröffentlicht.
Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet das NRZ einen deutlichen Anstieg der Carbapenemase-Nachweise vor allem bei Enterobacterales, P. aeruginosa und A. baumannii. In allen beobachteten Speziesgruppen konnten die Experten eine zunehmende Erweiterung der Resistenzen identifizieren. Zudem zeigte sich eine deutliche Zunahme von Fällen mit mehr als nur einer Carbapenemase.
Die Ergebnisse zeigen die Unabdingbarkeit einer intensivierten Surveillance von Carbapenemasen in Deutschland, um derartige Trends rechtzeitig zu erfassen und zielgerichtete Präventionsmaßnahmen abzuleiten.
Weiterführender Link:
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2019/Ausgaben/31_19.html
Bitte beachten Sie, dass diese Informationen eine individuelle Beratung nicht ersetzen können!
Eventuelle Änderungen, die nach Ausarbeitung erfolgen, werden erst in der nächsten Ausgabe berücksichtigt. Trotz sorgfältiger und gewissenhafter Bearbeitung aller Beiträge übernehmen wir keine Haftung für den Inhalt.
Kommentare in kursiv.