Hygiene-News Januar bis März 2022
1. Hygiene-Tipp: Aktuelles zu Händedesinfektionsmitteln
Haut- und Händedesinfektionsmittel wurden bislang als Arzneimittel eingestuft – ab sofort fallen sie in die Kategorie Biozide mit der Einführung des europäischen Biozidrechts. Sie sind im Anhang V der Biozidverordnung in der Produktart 1 und der Hauptgruppe 1 gelistet.
Eine Arzneimittelzulassung würde hohe Anforderungen an die Präparate stellen und könne mit dem Entschluss des Verwaltungsgerichtes Köln nach der EU-Verordnung wegfallen. Hierunter fallen dann auch Propanol und Ethanol-haltige Mittel. Bei der Einstufung als Biozid, reicht ein Nachweis der Wirksamkeit nach DIN EN 12791 mit der Verantwortung vom Hersteller bzw. des Anwenders.
Laut VAH würden zunehmend 4-6 ml als Mengenangabe für eine Händedesinfektion angegeben. Deshalb wird empfohlen, nicht nur die Einwirkzeiten alleine zu beachten und ebenso das Desinfektionsmittelvolumen zu berücksichtigen. Mit der Einstufung als Biozide entfällt auch das Verbot des Umfüllens aus Kanistern in Wandspender. Ausnahme stellt hier das chirurgische Händedesinfektionsmittel dar, weil eine Kontamination des Präparats schwerwiegende Folgen haben könne.
Weiterführende Links:
https://www.bdc.de/hygiene-tipp-aktuelles-zu-haende-desinfektionsmitteln/?parent_cat=252
2. Händedesinfektionsmittel: meist keine Wirkung gegen Hepatitis-E
Der hohe Alkoholgehalt in Händedesinfektionsmitteln kann das unbehüllte Virus nicht vollständig inaktivieren, berichtet das Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung an der MHH und RUB.
In einer Studie hatte die Arbeitsgruppe das üblich vorkommende unbehüllte Virus, sowie das im Blut von Patienten vorkommende, mit einer Lipidschicht versehene Virus untersucht. Die von der WHO empfohlenen Mischverhältnisse und kommerziellen Desinfektionsmittel würden nicht ausreichen, um das Virus zu inaktivieren.
Ein Produkt, welches neben Alkoholen ebenfalls Phosphorsäure enthielt, war hingegen wirksam. Die Erkenntnis, dass das Hepatitis-E-Virus den meisten Händedesinfektionsmitteln widerstehen könne, solle zukünftig berücksichtigt werden.
Weiterführende Links:
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=1041&typ=1&nid=132259&s=hygiene
3. Aktion Saubere Hände – Aktionstag 2022
Die Aktion Saubere Hände hat für ihren Aktionstag am 05.05 weitere Materialien vorab zu Verfügung gestellt. Diesmal geht es um das Thema Dialyse.
Mit Verfahrensanweisungen, Informationsplakaten und einem Film werden Abläufe einer Dialyse und die Wichtigkeit einer hygienischen Händedesinfektion für die Sicherheit der Patienten erklärt.
Weiterführende Links:
https://www.aktion-sauberehaende.de/krankenhauser/fortbildungsmaterialien/work-and-play
https://www.aktion-sauberehaende.de/aktuelles
4. RKI wegen zerstörter Kinderlebern alarmiert
Bisher gibt es nur einen Fall in Deutschland, dafür aber dutzende Fälle in ganz Europa, Israel und den USA. Eine Ursache konnte noch nicht gefunden werden. Das epidemische Aufkommen schließe eine Intoxikation, ebenso eine Reaktion auf Impfungen als Ursache aus.
Laut der WHO, dem ECDC und der CDC wurden bis Anfang April bereits 169 Fälle dokumentiert. Am meisten betroffen seien Kinder zwischen zwei und fünf Jahren. Das RKI berichtet von einem gemeldeten Fall in Deutschland Anfang Januar 2022 und bittet um erhöhte Aufmerksamkeit bei Ärzten und pädiatrischen Fachgesellschaften.
Die für Leberentzündungen bekannten Hepatitis-Viren würden als Ursache ausscheiden, jedoch sei durch die auftretenden Gewebezerstörungen eine vorausgegangene Infektion mit Viren wahrscheinlich. In fast der Hälfte der Fälle konnten Adenoviren ermittelt werden, erklärt die WHO. Auch das RKI spricht in seinem Bulletin von einem Adenovirenbefall.
In Großbritannien und den Niederlanden sei eine Adenoviren-Infektionswelle aufgefallen. Die WHO vermutet, dass es sich hierbei durch die erhöhte Aufmerksamkeit auch um eine Fehleinschätzung handeln könne. In 19 gemeldeten Fällen wurde eine Doppelinfektion mit Adeno- und SARS-CoV-2-Viren nachgewiesen, ohne schwere Verläufe. Die Symptome der Leberentzündung hingegen äußerten sich in einer Gelbsucht, so wie Durchfall und Erbrechen. Fieber würde meist nicht auftreten. Einen Zusammenhang der Kinder-Hepatitis und der Omikron-Variante hält die Genfer Virologin Isabella Eckerle aber bislang für reine Spekulation.
Weiterführender Link:
https://www.faz.net/aktuell/wissen/hepatitis-rki-wegen-raetselhafter-faelle-bei-kindern-alarmiert-17983078.html
5. Hygiene-Tipp: Ultraschallbecken zur Instrumentenaufbereitung
Die Vorreinigung chirurgischer Instrumente mittels Ultraschall stelle keine Pflicht dar, könne aber bei erhöhten Proteinkontaminationen die Reinigung wesentlich verbessern. Die Ultraschallreinigung sollte jedoch nur für jene chirurgischen Instrumente eingesetzt werden, bei denen laut Herstellerangaben eine Reinigung im Ultraschallbecken nicht ausgeschlossen sei.
Für die Anschaffung von Ultraschallbecken müsse unbedingt auf ihre Eignung zur Aufbereitung von Medizinprodukten geachtet werden. Nur Präparate mit entsprechendem Gutachten dürfen zum Ansetzen von Reinigungs- und Desinfektionslösungen ihren Einsatz finden. Eine desinfizierende Wirkung allein durch Ultraschall sei nicht gegeben.
Bei einer Frequenz von 40 KHz wird Kavitation erzeugt, welche sich dadurch auszeichnet, dass winzige Bläschen implodieren und den Schmutz mit einer Geschwindigkeit von 500m/s von Oberflächen entfernen. Hohlräume könnten nicht erreicht werden.
Die Flotte im Ultraschallbecken solle nach den Herstellerangaben entgast werden, damit die Kavitation ihre volle Wirkung entfalten kann. Ebenso müssen Füllstände, Dosierungen, Beschallungszeit und Materialverträglichkeit geprüft und eingehalten werden.
Weiterführender Link:
https://www.krankenhaushygiene.de/informationen/hygiene-tipp/hygienetipp2022/
6. Hygiene-Tipp: Welche Temperaturen im OP-Saal?
Die Temperaturen im OP-Saal nimmt jede der dort tätigen Berufsgruppen unterschiedlich angenehm war. Während über 30% der Chirurgen die Temperaturen als zu warm empfinden, sind es beim sonstigen Personal nur 20%.
Chirurgen könnten durch ihre körperliche Arbeit bis zu 300 W Körperwärme während einer OP produzieren. Anästhesisten nur gut die Hälfte. So würden Anästhesisten über Auskühlung der Halswirbelsäule klagen. Grund könne die Platzierung der Narkosegeräte an den Grenzflächen der TAV-Decken sein. Die dort herunterfallende Luft ist kälter, als die umgebende Raumluft.
Die Luft im OP-Saal würde von 22% der Chirurgen und 35% der sonstigen Mitarbeiter als zu trocken empfunden. Dies sei nicht verwunderlich, da viele Krankenhäuser die Zuluft nicht befeuchten würden. Alternativ stehe teurer Reinstdampf zur Verfügung. In den meisten Fällen gehe man aber davon aus, dass sich eine physiologische Raumluftfeuchte durch z.B. die Atmung der Mitarbeiter einstellen würde. Kritisch sei bei dieser Denkweise die TAV-Decke, da dieses Prinzip unter ihr nicht funktionieren kann. Deshalb müsse man sich überlegen, wie man eine Austrocknung der Wundränder anders ver-hindern könne.
Die Din 1946-4 weist darauf hin, dass die Temperatur in einem OP-Saal zwischen 19°C und 26 °C betragen muss. Die Entscheidung trifft hier der Operateur. Wichtig sei hier zu beachten, dass Patienten intraoperativ nur 80 W Körperwärme produzieren und eine Normothermie des Patienten angestrebt werden sollte. In der Kinderchirurgie gibt es nochmal besondere Anforderungen.
Weiterführender Link:
https://www.bdc.de/hygiene-tipp-welche-temperaturen-im-op-saal/?parent_cat=252
7. Ausbruch von Salmonellen in Europa durch Sequenztyp 11
In den letzten Monaten wurden in sechs verschiedenen Ländern insgesamt 272 Fälle gemeldet, bei denen sich Personen mit einem Stamm von Salmonella enterica infiziert hatten. Zwei Erwachsene starben an der Infektion. Der Ursprung wird von den Behörden erneut in spanischen Hühnerfarmen vermutet.
Aufgefallen sei der Ausbruch zunächst in Südfrankreich, wo bis Januar 2022 die meisten Fälle (216) gemeldet wurden. Derselbe Erreger wurde in fünf weiteren Ländern nachgewiesen, was auf eine Übertragung durch kontaminierte Landwirtschaftsprodukte hinweisen könne. Über einen spanischen Lieferanten konnte eine Hühnerfarm ausfindig gemacht werden, wo der Erreger nachgewiesen werden konnte. Nicht alle betroffenen Länder erhielten von dieser Farm Eiprodukte, so dass die Behörden von weiteren Farmen als Ursprung der Salmonella Enteritidis ST11 ausgehen.
Die Häufung von Infektionen im Jahre 2019 in den Niederlanden war ebenfalls auf Eier und Eiprodukte aus Spanien zurückzuführen. Hierbei wurde der gleiche Erreger nachgewiesen, wie bei den aktuellen Fällen der Salmonellose. Dies würde bedeuten, dass die Erreger schon länger zirkulieren und mit weiteren Erkrankungen zu rechnen sei.
Weiterführender Link:
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=1041&typ=1&nid=131691&s=erreger
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